Bei Flohr
In 1937 wird Dieter Flohr in Braunschweigs Ritterstraße geboren.
Zweiter Weltkrieg, Luftschutzbunker, Bombenhagel und Feuer, Zerstörung ringsum prägen die Kindheit.
Einschulung.
Hungern und Frieren-Besserung bringen Kohlenklau und Hamstern sowie Care-Pakete und Schulspeisung. In der knappen Freizeit zeichnet und malt Dieter allein in den Trümmern rund um die Magnikirche . Der Pastor, J. H. Wicke, wird Mentor und väterlicher Freund. Flohr wird Teil der Magni-Jugend. Trümmerräumen, Turmzimmer, Glockenläuten, Zeltlager Ostsee … er lässt sich taufen und konfirmieren. Auf Wickes Rat beginnt er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. (Oeding: Mo - Fr. 7-16.45 und Sa. bis 13h) und parallel dazu, bezahlt vom selbstverdienten Lehrgeld (Mo- Fr. 18-21h) Studium an der Werkkunstschule (HBK) sechs Semester in den Lehrfächern: Grafik, Schrift und Buchgestaltung, Typografie und Grafikdesign bei Bruno Skibbe, Hans-Dieter Buchwald und Klaus Grözinger. Freie Malerei bei Peter Voigt. Ausstellungsbeteiligung (Städtisches Museum Braunschweig 18.00 Besucher in nur zwei Monaten !) bringt Öffentlichkeit, Bilderverkäufe und willkommenen Nebenverdienst.
9-10 Std. Arbeitstage plus ein Jahr Lehrgang zur Meisterprüfung, Familiengründung, Erkrankung Michael, Umzug nach Gifhorn, Selbständigkeit mit ‘Werkstatt für Entwurf und Druck’. Geburt von Oliver - alles innerhalb weniger Jahre: Erste große Bewährung der guten Partnerschaft. Neuer Lebensmittelpunkt wird Isenbüttel. Konzentration auf Werbung für regionale und bundesweite Kunden sind Herausforderung an Flexibilität . Michael stirbt mit 21 Jahren, nach 11 jähriger Krankheit. Nach der Zeit häuslicher Pflege und Klinikaufenthalten gründen Flohr’s die Privatinitiative ‘Hilfe in Sachen Kerbs’ und den ‘Isenbütteler Weihnachtsmarkt’ (Optimierung regionaler Krebsbehandlungen * 1. Videokonferenz MHH-GF-WOB am ‘Tag des Mauerfalls’ (9. 11. 1989) 1991 folgt Braunschweig . Bundesweite Anerkennung und Spenden von über 1,5 Mio. Mark nach 20 Jahren!
Es folgen 10 Jahre zeitintensives Ehrenamt im Vorstand der Freunde und Förderer des Städt. Klinikums Braunschweig… - Alle Kreativität fordert der Beruf ‘Zwischen Gutenberg und Apple & Co.’ - 50 Jahre Werbung : Typographie, Plakat und Buchgestaltung, Illustration, Grafikdesign und Öffentlichkeitsarbeit …’ - Muster einer sich rasant verändernden Kommunikation… der ihr dienenden Berufe und Arbeitsweisen.
Mit Erreichen des 70. Lebensjahres wird der lang geplante Rückzug aus Broterwerb (50 Jahre) und sozialem Engagement und Ehrenamt (40 Jahre) eingeleitet. Auch wenn nicht alles von gleich auf jetzt erledigt und abgewickelt werden kann, klappt der Wechsel von beruflich unter ständigem Zeitdruck geforderter ‘Gebrauchskunst’ eines Gestalters in der Werbung - hin zur Beschäftigung mit und Ausübung von freier Kunst in einst erlernten oder experimentellen Techniken in Grafik, Zeichnung und Malerei sowie Skulptur ganz gut. Es entstehen neue Sichtweisen und künstlerischer Positionen zu aktuellen Themen und Zeitgeschehen… mit 80 sieht man manches anders!